Frieden in Kolumbien

Christian Vasquez und Lacides Hernandez berichten über den Friedensprozess in Kolumbien

Der Vortrag findet am 21.10.16 um 20.00 Uhr im Schickhardt Forum im Seehaus Leonberg statt.

Cristian Vasquez ist in der Zeit Pablo Escobars in einem von ihm bestimmten Viertel Medellíns aufgewachsen. Waffen und Gewalt haben seinen Alltag bestimmt. Seine beiden Brüder wurden umgebracht. Mit 15 hat seine kriminelle Laufbahn mit Autodiebstählen begonnen. Die nächsten 12 Jahre waren sein Leben durch Kriminalität, Alkoholkonsum und Drogenabhängigkeit geprägt. Er wurde Mitglied in der paramilitärischen Gruppe A.U.C. In dieser Zeit mußte er zwei Mal ins Gefängnis. Im Gefängnis wurde er bei einer Schießerei zwischen den Augen getroffen und sieht seit dem auf einem Auge nur noch zu 90%. 2005 hat er sich 2005 während des Friedensprozesses zwischen den Paramilitärs und der Regierung unter Präsident Uribe entwaffnet. Er mußte ein weiteres Mal ins Gefängnis. Dabei hat er viel in der Bibel und anderen Büchern gelesen und sich dafür entschieden, sein Leben zu ändern. Nach der Inhaftierung hat er Psychologie studiert. Zusammen mit seiner Frau ist er in eine katholische Kommunität eingetrten. Er geht regelmäßig zurück in das Viertel, in dem er selbst kriminell war, und hilft dort und in ganz Medellin Opfern und Tätern des bewaffneten Konflikts. Er hält Vorträge bei Unternehmen, Universitäten, in Schulen und Gefängnissen und nimmt an Friedenskampagnen – auch gemeinsam mit ehemaligen FARC Kämpfern teil, um seinen Teil zum Friedensprozess und zur Versöhnung beizutragen.

Lacides_Hernandez-Prison Fellowship KolumbienLacides Hernández ist Präsident von Prison Fellowship Kolumbien. Seit ca. 25 Jahren arbeitet er in den Gefängnissen Kolumbiens. Er berichtet von seiner Arbeit, u.a. vom APAC Programm und den „Dörfern der Versöhnung“. Im Bellavista Gefängnis in Medellin hat Prison Fellowship ein Hafthaus mit 440 Insassen überlassen bekommen. Die äußere Sicherung übernimmt weiterhin die Gefängnisverwaltung. Das Programm in dem Hafthaus wird von den Insassen selbst unter Anleitung von Mitarbeitern von Prison Fellowship durchgeführt. Es gibt dort eine Abteilung mit FARC und ELN-Guerillas, eine Abteilung mit Paramilitärs und zwei Abteilungen mit anderen Insassen. Die Bandenchefs der jeweiligen Abteilungen sind im Insassenrat vertreten. Sie setzen sich für eine neue Kultur ein, eine Kultur des Friedens und der gegenseitige Hilfe und wollen die Kultur der Gewalt hinter sich lassen. Die Insassen werden so vorbereitet auf ein Leben in Freiheit.

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Bei den Dörfern der Versöhnung nehmen ehemalige Guerialla-Rebellen, Paramilitärs und Opfer des Konflikts an dem Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ teil und bauen gemeinsam zerstörte Infrastruktur in ihren Dörfern auf: Schulen, Sportplätze, Versammlungsräume, Brücken und Kirchen. Dadurch können sie die Vergangenheit hinter sich lassen, sich versöhnen und in eine gemeinsame Zukunft blicken.

Der Vortrag wird vom Seehaus e.V. und der Hoffnungsträger Stiftung vorbereitet.